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Dreiviertelblut - Regiebesuch

Am Samstag, den 7.11. besuchen uns Regisseur Marcus H. Rosenmüller und Johannes Kaltenhauser vor und nach der 20.15 Uhr-Vorstellung. Tickets ab sofort erhältlich.

Als Dreiviertelblut verbinden der Sänger Sebastian Horn und Komponist Gerd Baumann „Dialektmusik“ mit Singer-Songwriter-Elementen. Die Doku „Dreiviertelblut – Weltraumtouristen“ widmet sich der Musik der Band und den „Machern“ dahinter. Der Film unterscheidet sich von anderen Musik-Dokus in seiner visuellen und technischen Umsetzung: Gefilmt in Schwarz-Weiß und vorangetrieben durch eine stimmige Montage, vermengt er malerische Naturbilder mit hintersinnigen Gesprächen, tollen Live-Impressionen und Aufnahmen abseits der Bühne. Stark bebildert und gelungen durchkomponiert.

„Mia san ned nur mia“ – diese Textzeile bringt charmant auf den Punkt, was das künstlerische Selbstverständnis von Gerd Baumann und Sebastian Horn ist. Der eine, Baumann, ist Filmkomponist und Hochschullehrer. Der andere, Horn, seit den späten 80er-Jahren der Sänger der Bad Tölzer Band Bananafishbones („Come to sin“). 2012 gründeten sie die Musikgruppe Dreiviertelblut. Auf acht Mitglieder ist die Band, die handgemachte Musik mit volkstümlichen Elementen und Heimatsounds verbindet, mittlerweile angewachsen. Drei Alben hat sie seit ihrer Gründung veröffentlicht.

Der mit modernen bayerischen Heimatfilmen wie „Wer früher stirbt ist länger tot“ bekannt gewordene Regisseur Marcus H. Rosenmüller vermengt unterschiedliche Genres und Elemente: „Dreiviertelblut“ ist zugleich Bandporträt, Konzertfilm, Musik-Doku und poetische Reflexion. Dank gekonnter Übergänge, einer harmonischen Schnittarbeit sowie klugen Dramaturgie, finden all diese Einzelteile ausgewogen zusammen. Und nicht zuletzt mittels einer assoziativen Herangehensweise, die sowohl den Gedanken der Protagonisten als auch ihrer Kunst genug Raum lässt. Das zeigt sich bereits in den ersten Minuten.

Die Kamera folgt Sebastian Horn durch einen verschneiten Tannenwald. Vorbei an schneebedeckten Hängen und riesigen, dicht gedrängten Bäumen, erreicht der Musiker bald darauf eine verfallene Holzhütte. In der Hütte werden er, Rosenmüller und Baumann (der einige Minuten später dazustößt) den ganzen Film über immer wieder die großen Themen des Lebens und ihre Verbindungen zur Musik von Dreiviertelblut diskutieren. So sinnieren Horn und Baumann etwa über die Themen „Geschwindigkeit“ und „Zeit“ und wie diese zusammenhängen. Dann kommt ein Schnitt und der Zuschauer befindet sich plötzlich in einem Konzert von Dreiviertelblut. Sie spielen gemeinsam mit den Münchner Symphonikern das Stück „Im Mai“ in dem es genau um diese Inhalte geht. Um Zeitabschnitte und die Vergänglichkeit („Wenn Du mich fragst könnte alles so weiter gehen bis auf die Zeit“).

Meist hält sich Rosenmüller zurück, nur hier und da hört man ihn eine Frage aus dem Off stellen. Auf die Kommentierung der Geschehnisse verzichtet er, was eine gute Entscheidung ist. Denn die Bilder (egal ob es die beschaulichen Naturaufnahmen oder die Live-Ausschnitte sind) sprechen ganz für sich. Zudem verleiht Rosenmüller „Dreiviertelblut“ etwas zutiefst Elegantes sowie eine klare, künstlerische Note, da er „Dreiviertelblut“ komplett in Schwarz-Weiß gedreht hat. Besonders stimmungsvoll wird es, wenn er Dreiviertelblut auf der atmosphärisch ausgeleuchteten Bühne des legendären Circus Krone in München zeigt. Er wechselt die Blickwinkel und Kamerapositionen, befindet sich mal mitten unter den Musikern, mal vor der Bühne. Stets aber fängt er die Leidenschaft und Energie der Band, die in bayerischer Mundart universelle Themen behandelt, glaubhaft ein.

Darüber hinaus gewährt Rosenmüller Einblicke in Bandproben, zeigt die Musiker unterwegs im Auto, in ihrem Zuhause, beim Entstehen neuer Songs und Improvisieren. Ganz am Ende schließt sich der Kreis, wenn Rosenmüller, Baumann und Horn wieder in ihrer Hütte sitzen und die schmerz- bzw. leidvollen Erfahrungen im Leben verhandeln. Und abermals ist es gleichsam erhellend wie auch spannend und bereichernd, ihnen beim Grübeln und Reflektieren zuzuhören und -zusehen. (programmkino.de)

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